(Jörg Roche & Ferran Suñer Muñoz)
Point of Event, Point of Speech, Point of Reference
Die Ereigniszeit (E, point of event) definiert den Zeitpunkt oder Zeitraum, an dem ein Ereignis stattfindet, das durch die Sprechzeit (S, point of speech) referenziert werden kann. Die Ereigniszeit (E) kann vor der Sprechzeit (S), dem Zeitpunkt oder Zeitraum, in dem die Äußerung produziert wird, liegen, mit ihr zusammenfallen oder auch erst nach ihr eintreten. Es war schön im Urlaub bedeutet also, dass E vor S erfolgt ist. Wann genau, kann ein Sprecher zudem lexikalisch markieren (etwa durch letztes Jahr). Der Urlaub war so teuer, dass ich mir lange Zeit keinen mehr leisten werde situiert die traurigen Aussichten in der Zukunft. S erfolgt vor E. Bei Isch bin glücklisch fallen beide zusammen, ob im Dialekt, in der Talkshow oder irgendwo anders. Mit dem Plusquamperfekt und ähnlichen Tempora in anderen Sprachen lässt sich eine Vor-Vorzeitigkeit zu einem Ereignis vor der Sprechzeit ausdrücken. Bis vorletztes Jahr hatte sie noch nie Urlaub gemacht. Die Sprecherin bezieht sich auf eine Referenzzeit (R, point of reference) (vorletztes Jahr), die vor der Ereigniszeit (E) (als sie im Urlaub war) liegt.
Die Klassifizierung bezieht sich auf das Modell von Reichenbach und weitere Spezifizierungen durch Ehrich/Vater und Klein.
Literatur
- Ehrich, Veronika & Vater, Heinz (1989), Das Perfekt im Dänischen und im Deutschen. In: Abraham, Werner & Janssen, Theo (Hrsg.), Tempus — Aspekt — Modus: Die lexikalischen und grammatischen Formen in den germanischen Sprachen. Tübingen: Niemeyer, 103 — 132.
- Klein, Wolfgang (1994), Time in Language. London, New York: Routledge.
- Reichenbach, Hans (1947), Elements of Symbolic Logic. Berkeley: University of California Press.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 1 Sprachenlernen und Kognition der Multilingua Akademie)